Der Zugang der Fakultät für Design und Künste der unibz zum NOI Techpark ist, wie man ihn sich von einer kreativen Fakultät nicht anders erwarten würde: subversiv. „Wir kommen“, grinst dann auch Dekan Stephan Schmidt-Wulffen, „von hinten links“. Was allerdings nicht heißt, dass man im Park kleine Brötchen backen will…

Die Designfakultät ist, wie so häufig, nur schwer mit anderen Fakultäten zu vergleichen: „Wir sitzen, anders als die Techniker, nicht an großen Industrieprojekten, sind nicht in große Industriepartnerschaften eingebunden“, sagt Prof. Schmidt-Wulffen. So ist es nicht einfach, die Schnittstellen zu erkennen, die es zwischen der klassischen Forschung und Entwicklung, jungen Unternehmen und der Fakultät für Design und Künste im NOI Techpark überhaupt geben kann. Deshalb definiert der Dekan auch zuerst ein Ziel: „Wir wollen“, sagt Schmidt-Wulffen, „Innovationspartner der Unternehmen in Südtirol werden“…

Starten mit den Klassikern
…und fügt auch gleich hinzu: „Das wird man allerdings nicht über Nacht.“ Es gelte zunächst, spezifische Kompetenzen zu entwickeln, eine neue Vorstellung von Design zu verbreiten. Den Hebel dafür setzt man kurioserweise am „alten“ Verständnis von Design an: „Wir starten mit den klassischen Funktionen“, erklärt der Designprofessor. Das bedeute in erster Linie: visuelle Kommunikation und Produktdesign. „Wir wollen, dass ein Start-up, das im NOI Techpark ein Produkt entwickelt, zu uns kommt, um mit uns am Design zu arbeiten“, so Schmidt-Wulffen. Und darüber hinaus könne man auch gleich eine Corporate Identity für das Unternehmen entwickeln und die Kommunikation strategisch ausrichten.

Darüber hinaus bietet man im „design lab“ im NOI Techpark, einer Art Ausstellungsraum, auch Forschungseinrichtungen die Möglichkeit, ihre Arbeit zugänglich und verständlich zu machen. Nach dem Motto „we make strange things cool“ wollen die Designer die Arbeit der Forscherkollegen visualisieren und sie so für ein breites Publikum offenlegen. „Wir sind gute Visualisierer, gute Geschichten-Erfinder“, erklärt der Dekan, der zudem betont, dass es dabei nicht nur um Marketing gehe. „Das Visualisieren dient auch dazu, den Forschern selbst den Spiegel vorzuhalten und so die Forschungspraxis zu beflügeln“, so Schmidt-Wulffen.

Dieses klassische Portfolio der Fakultät für Design enthält demnach strategisches Design, Graphic und Brand-Design, visuelle Kommunikation, Produktdesign, Infografiken – wenig, was mit einem subversiven Ansatz zu tun hätte, viel, was den jungen Unternehmen im NOI Techpark helfen kann, auf die Beine zu kommen. Und zudem hat das klassische Angebot, das Serviceangebot der Fakultät für Design der unibz Köderfunktion: „Wer einmal an diesem Angelhaken hängt, will auch den Rest kennenlernen“, so der Dekan.

NOI Techpark als Katalysator

„Der Rest“ ist die subversive Mission der Fakultät für Design und Künste am NOI Techpark und sie wird dann ersichtlich, wenn Schmidt-Wulffen die Entwicklung modernen Designs erläutert. Zu den beiden bisherigen Säulen (visuelle Kommunikation, Produktdesign) hat sich in den letzten Jahren nämlich eine weitere gesellt: das Gestalten von Services oder sogar ganzen Systemen. Es geht also um die Frage, wie Systeme gestaltet werden können, damit sie technische, ökologische und ökonomische Herausforderungen meistern können, all jene Entwicklungen also, die den Status quo bedrohen.

Dazu gehören auch neue Anforderungen an Betriebe: „Unternehmen stehen heute in Sachen Innovation extrem unter Druck“, erklärt der Professor. „Es genügt nicht mehr, ein Produkt zu entwickeln, die Innovation muss ganze Gesellschaftsgruppen einbeziehen.“ Oder anders: Das Unternehmen muss für sein innovatives Produkt erst die zugehörige Öffentlichkeit erfinden, muss diese durch Geschichten bewegen. „Wir Designer sind Spezialisten für diese Narrationen und für Öffentlichkeiten, die sich damit erfinden lassen“, so Schmidt-Wulffen.

Der NOI Techpark biete der Fakultät für Design und Künste der unibz also die Chance, diese neue Entwicklung des Designs umzusetzen und sie auch Südtiroler Unternehmen zugänglich zu machen, die Chance, sich auch als Fakultät weiterzuentwickeln und neue Partner zu finden. „Der NOI Techpark kann zum Katalysator für diese Entwicklung werden“, sagt dann auch der Dekan.

Wie organisiert man Innovation?

Zugleich könne der Park auch selbst Gegenstand der Forschung werden, dann nämlich, wenn ein System designt werden soll, in dem Innovation gedeiht. „Es geht um die Frage, wie man Innovation organisieren kann“, so der Dekan, dem dafür auch schon Ansätze vorschweben: viele Freiräume, Mut zur Leere, ein spielerischer Zugang zum Entwickeln und Prüfen von Ideen. Die Produktion von Wissen müsse, könne und solle nicht immer analytisch und synthetisch erfolgen. „Für das innovative, spielerische Verständnis von Wissensproduktion gilt es nun, Anhänger zu finden, denen wir vermitteln können, wie effektiv dieser Zugang für die Industrie ist“, so Schmidt-Wulffen.

Aufgabe der Fakultät für Design und Künste ist also, den Boden für ein neues Verständnis von Design und eine neue Zusammenarbeit zwischen Design und Wirtschaft zu bereiten. „Wir müssen weg von einer Sichtweise, nach der der Unternehmer Fragen stellt und dazu ein Produkt geliefert kriegt“, sagt der Professor, „und hin zu einer Sichtweise, in der beide Seiten gemeinsam lernen“. Eine solch neue Zugangsweise müsse erst etabliert werden, sie sei – wie Schmidt-Wulffen sagt – eine Frage der sozialen Praxis: Unternehmer und Wissenschaftler müssten das neue Verhalten lernen und offen aufeinander zugehen. Eine Voraussetzung dafür gibt es allerdings: „Wir hoffen, im NOI Techpark auf junge, offene Unternehmen zu treffen“, so der Designprofessor.

Die Arbeit, die die Fakultät für Design und Künste im NOI Techpark leistet, hat also zwei Seiten. Zum einen geht es um praktische Hilfestellung für Unternehmen und Forscher im Park, um das Visualisieren ihrer Arbeit, um Produkt- und Brand-Design. Zum anderen ist Informationsarbeit zu leisten, Sensibilisierungsarbeit dafür, was Design heute leisten kann. Dafür wird ein Labormanager die Fakultät am NOI Techpark vertreten, wird Projekte leiten und Events organisieren. An Arbeit fehlt es ihm dabei sicher nicht. Oder wie Dekan Stephan Schmidt-Wulffen lächelnd sagt: „Unser Programm ist größer als unser Raum.“

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