Der Designer Harry Thaler führt Studierende in seinen Seminaren so nah wie möglich an ihre spätere Arbeitsrealität heran. Für das aktuelle Thema Licht konnte er dafür einen renommierten Partner gewinnen.

Die gemeinsame Handschrift ist unübersehbar. Ein knalliges Orange lässt in den letzten Tagen vor Semesterende in den Werkstätten der Bozner Fakultät für Design und Künste insgesamt zehn Arbeiten des Kurses für Produktdesign hervorstechen, an denen Studierende noch letzte Details vollenden. Public Light, Licht im öffentlichen Raum, heißt der rote Faden, der – neben der auffälligen Farbe – die Prototypen von Produkten verbindet, die von den angehenden Designern in den vergangenen Monaten entworfen wurden. Licht aus einer Drohne, die als mobile Lichtquelle auf wenig beleuchteten nächtlichen Wegen begleiten soll; Licht aus klingenden Lampen, die dazu einladen, mit ihren rillen- oder saitenartigen Oberflächen zu spielen und daraus über eingebaute Sensoren Sounds zu kreieren; eine Leuchte, die farbige Schattenspiele an Fassaden projiziert oder eine Light-Sharing-Station mit zehn solar aufladbaren Lampen, die in Gegenden ohne Elektrizitätsversorgung für acht Stunden ausgeborgt werden können – bevor sie zum Aufladen auf die Station zurückgebracht werden müssen. „Wenn du noch ein wenig Energie übrig hast, würde ich noch die Schrauben austauschen“, sagt Harry Thaler zu einem der Studenten. „Da gibt es diese kleinen schwarzen, die wären weit schicker.“

 

Die Studierenden verwandelten den öffentlichen Raum mittels Licht in eine Art Spielwiese, auf der die Menschen zur Interaktion mit ihrer Umgebung aufgerufen werden.

Es sind auch solche Kleinigkeiten, die der erfolgreiche Produktdesigner in seinen Seminaren und Workshops an die Studierenden weitergibt. Denn so unwichtig die Form und Farbe von Schrauben den meisten Menschen erscheinen mag – bei einem Designobjekt steigt ihre Wirkung enorm. „That’s Design“, sagt der Meraner, der nach seinem ersten Beruf als Goldschmied am Londoner Royal College of Art in sein jetziges Handwerk eintauchte. Mittlerweile arbeitet er mit internationalen Unternehmen wie Pulpo, Davide Groppi oder Mubi zusammen und hat eines seiner bekanntesten Produkte, den aus einem gepressten Aluminiumteil hergestellten Pressed Chair, gerade für die Bozner Firma Leaos zu einem Aluminium-E-Bike weiterentwickelt. An der Design-Uni unterrichtet er, seit er Meran nach vielen Jahren in England vor zwei Jahren wieder zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat.

Im Vorjahr präsentierte Harry Thaler sein damaliges Seminar zum Schwerpunkt Metall mit Heavy-Metall-Music. In diesem Jahr hat er die von der EU vorgegebene LED-Offensive für Straßenlaternen zum Anlass genommen, um mit den Studierenden am Thema Licht im öffentlichen Raum zu arbeiten. MAGIC lautete das Motto, unter dem sie im nun zu Ende gehenden Studienjahr damit gefordert wurden, den öffentlichen Raum mittels Licht in eine Art Spielwiese zu verwandeln, auf der die Menschen zur Interaktion mit ihrer Umgebung aufgerufen werden.

Begleitet wurden sie dabei nicht nur von Harry Thaler, sondern auch von Südtirols Marktführer im Bereich Public Light: der Kurtatscher Firma EWO, die Prestigeprojekte wie die Beleuchtung des Markusplatzes in Venedig oder Flughäfen wie Stuttgart oder München in ihrem Portfolio hat. Die Einbindung solcher Firmen in seine Kurse ist dem Produktdesigner ein besonderes Anliegen. „80 Prozent meiner Studierenden entwickeln in diesen Kurs ihr erstes Produktprojekt“, sagt er. Umso wichtiger sei es, ihnen dabei Einblicke in die reale Produktentwicklung zu gewähren und sie mit praktischen Prozessen vertraut zu machen. Doch nicht nur die Studierenden würden von der Zusammenarbeit profitieren. Im Gegenzug für das Teilen von Wissen und Kompetenzen würden Unternehmen in solchen Kooperationen oft innovative Ansätze und Ideen erhalten, auf die sie selbst im betrieblichen Hamsterrad nicht kommen würden.

 

Bei unserem Auftakt-Workshop auf der Alm habe ich alle Handys eingesammelt und nur Bleistift und Papier oder Behelfsinstrumente aus der umliegenden Natur zugelassen, um die eigenen Ideen darzustellen.

Bei einer Betriebsbesichtigung und einem gemeinsamen Messebesuch bei der Leitmesse light + building in Frankfurt bekamen die angehenden Designer der Fakultät für Design und Künste im aktuellen Projekt erst einmal jede Menge Inputs und Einblicke in den Bereich öffentliche Beleuchtung. Für die Ideenfindungsphase sorgte Thaler dann für eine tabula rasa und verlegte den Kurs für einen eintägigen Workshop Tag auf eine Almhütte am Ritten. Ohne Strom, ohne Wasser und vor allem ohne Medien. „Ich habe sogar alle Handys eingesammelt und nur Bleistift und Papier oder Behelfsinstrumente aus der umliegenden Natur zugelassen, um die eigenen Ideen darzustellen“, erzählt er. Danach ging es – mit tatkräftiger Unterstützung in Form von Material und Know How durch EWO – in die Umsetzungsphase. 

Public Light, Licht im öffentlichen Raum, heißt der rote Faden, der – neben der auffälligen Farbe – die Prototypen von Produkten verbindet, die von den angehenden Designern in den vergangenen Monaten entworfen wurden.

Die Ergebnisse des Semesterprojektes werden am Freitag, 15. Juni am Abend zuerst im Bozner Museion und dann tags darauf auf der Uni selbst in den Räumlichkeiten der Fakultät für Design und künste ausgestellt. Dass sie als 1:1-Modelle zu bewundern sind oder mit teuren LED-Leuchten ausgestattet sind, ist nur einer der vielen benefits, die ein industrieller Partner wie EWO bringt. Ob die eine oder andere Leuchte oder Details wie innovative Verbindungselemente zwischen Lampenpfählen letztendlich auch außerhalb der Uni-Mauern zu finden sein werden, wird sich erst zeigen, meint Harry Thaler. „Die Hoffnung ist aber, dass es zumindest ein Projekt pro Jahr auf den Markt schafft.“

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